Wie die inner-kirchliche Friedensbewegung über den Tisch gezogen wurde. Auf einer Synode im April 2002 übernahm die Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg den Militärseelsorgevertrag.
Berlin-Brandenburg: Pazifisten protestieren gegen Militärseelsorge
B e r l i n (idea) – Begleitet von pazifistischen Protesten hat die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg beschlossen, die Militärseelsorge als eine Gemeinschaftsaufgabe der EKD zu übertragen. Allerdings sollte die EKD in ihren Verhandlungen mit der Bundesregierung auf der “Öffnung der Möglichkeit der Seelsorge im Kirchenbeamtenverhältnis” bestehen, heißt es in einem Beschluss der 198 Synodalen. Ein weitergehender Antrag, wonach Militärseelsorger “in einem ausschließlich kirchlichen Dienstverhältnis verbleiben sollten”, wurde überstimmt. Im Hintergrund steht die Auseinandersetzung um die “Staatsnähe” der Militärpfarrer, die in den alten Bundesländern als Staatsbeamte auf Zeit tätig sind. Bei der kirchlichen Wiedervereinigung 1991 hatten die ostdeutschen Landeskirchen die Übernahme des Militärseelsorgevertrags abgelehnt. 1996 war eine bis Ende 2003 befristete Rahmenvereinbarung mit der Bundesregierung geschlossen worden, wonach die Soldatenseelsorger in den neuen Bundesländern Kirchenbedienstete sind. Die Rahmenvereinbarung soll durch eine einheitliche Regelung ersetzt werden. Während der Debatte der berlin-brandenburgischen Synode vom 26. bis 27. April in Berlin entfalteten etwa 20 Jugendliche Transparente und verteilten Flugblätter. Sie riefen die Synodalen auf, stärker für Gewaltfreiheit und Frieden einzutreten. Kritik an der Militärseelsorge übte auch Generalsuperintendent Rolf Wischnath (Cottbus). Kriegsdienstverweigerung sei ein deutlicheres Zeichen des Glaubens als der Militärdienst. Daher fordere er, auch die Seelsorge für Zivildienstleistende zu verstärken. Ferner sei es falsch zu glauben, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr ein “gutes Missionsfeld” seien. Für die Militärseelsorger seien sie “nichts anderes als eine unentbehrliche Pflicht”. Wenige Minuten nach dem Beschluss der Synode legte ein Mitglied sein Mandat nieder: Pfarrer Hans-Peter Freimark (Neustadt/Dosse) protestierte dagegen, dass sich die Synode zu weit von den Wurzeln der DDR-Friedensbewegung entfernt habe. Zuvor hatte der Beauftragte der EKD für die Militärseelsorge in den neuen Bundesländern, Superintendent Werner Krätschell (Geltow), festgestellt, dass heute auch Pazifisten die Bundeswehr akzeptieren könnten. Sie werde immer mehr dafür trainiert, Krieg und Katastrophen zu verhindern. Es habe sich eine Zusammenarbeit von militärischer und ziviler Welt sowie mit Friedensinitiativen ergeben. Krätschell: “Darum kann einer durchaus ja zu einer Militärseelsorge sagen, ohne dabei das pazifistische Vermächtnis der östlichen Landeskirchen aufzugeben.”
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