EKD-Synode 2013, Bericht des Militärbischofs

In diesem Bericht sagt Bischof Dutzmann kein einziges kritische Wort gegen Gewalt, Krieg und Militär.
Hier der Original-Bericht als pdf. Und hier dasselbe als kopierter Text:

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Geschäftsstelle der Synode
Drucksache III d / 1
6. Tagung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
10. bis 13. November 2013 in Düsseldorf
B E R I C H T
des Bischofs für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr
Dr. Martin Dutzmann
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Im März dieses Jahres hat die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr das neue Evangelische
Gesang- und Gebetbuch für Soldatinnen und Soldaten in Gebrauch genommen.
Der Titel „LebensrhYthmen“ erinnert daran, dass Unterwegssein zu den Kennzeichen
menschlicher Existenz gehört. Soldatinnen und Soldaten sowie Militärpfarrerinnen und Militärpfarrer
sind besonders viel unterwegs: Sie pendeln zwischen Wohnort und Kaserne, zwischen
den Standorten, zwischen Heimat und Auslandseinsatz. Auch ich war unterwegs – zu
den Soldatinnen und Soldaten und zu den Militärgeistlichen an den Standorten im In- und
Ausland. Davon will ich berichten. Zunächst aber sei dargelegt, welche Veränderungen die
Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr im Berichtszeitraum erlebt hat.
I. Veränderungen
- Strukturelle Veränderungen in der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr:
Im Dezember 2012 billigte das Bundesministerium der Verteidigung abschließend die
„Feinstruktur- und Realisierungsplanung für den Organisationsbereich Militärseelsorge“.
Das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr und das Katholische Militärbischofsamt
begannen unmittelbar danach mit der Umsetzung. Eine der ersten Maßnahmen
in der evangelischen Soldatenseelsorge war zum 1. April 2013 die Fusion des
Militärdekanats Glücksburg (Marine) mit dem Militärdekanat Kiel. Dadurch reduziert
sich die Anzahl der Dekanate von fünf auf vier. Ende 2017 wird die Seelsorge in der
Bundeswehr mit 95 evangelischen und 75 katholischen Militärpfarrämtern die neue
Struktur eingenommen haben.
- Seelsorgerliche Einsatzbegleitung: Die Bundeswehr ist ein gefragter Partner bei internationalen
Einsätzen zur Friedenssicherung. Bei Einsätzen wie in der Türkei und in
Mali ist die Herausforderung auch für die Militärseelsorge groß: Die Vorlaufzeit für die
Planung ist kurz, und es ist nicht einfach, schnell geistliches Personal zu gewinnen und
auf den Einsatz vorzubereiten.
- Soldatenkirchensteuern: Im Zuge der Umstellung des EKD-Haushalts auf die
doppische Buchführung wurde 2013 der Haushalt Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr
(HESB) in den Gesamthaushalt der EKD eingearbeitet. Als Gemeinschaftsaufgabe
der EKD und der Gliedkirchen stellt dieser Bereich allerdings nach wie vor einen
eigenen Finanzkreislauf dar. Der Beirat für die Evangelische Seelsorge in der
Bundeswehr schlägt der Synode der EKD die Ziele und Indikatoren der Mittelverwendung
vor. Grundsätzlich wurde beschlossen, dass der HESB die Kirchensteuermittel
unmittelbar den Militärpfarrämtern und Dekanaten zuweist und letztere dem HESB gegenüber
unmittelbar rechenschaftspflichtig sind. Dieses Verfahren soll der Transparenz
und der Beschleunigung des Zahlungsverkehrs dienen.
- Leitung: Seit mehr als einem Jahr werden die Leitungsentscheidungen für die Seelsorge
in der Bundeswehr durch ein Kollegium vorbereitet. In ihm kommen unter meinem
Vorsitz mit dem Militärgeneraldekan und dem Leiter des HESB die beiden Verwaltungszweige
der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr, nämlich das Evangelische
Kirchenamt für die Bundeswehr als Oberbehörde des Bundesverteidigungsministeriums
und die Verwaltung des HESB als zwölfter Handlungsbereich des Haushaltes
der EKD, zusammen. Damit soll eine engere Zusammenarbeit zwischen den beiden
Verwaltungen erreicht werden.
- Militärkirchengemeinden: Da sich das Verhältnis zwischen den landeskirchlichen
Gemeinden und der Bundeswehr im Laufe der Jahrzehnte entspannt hat, soll das Modell
der Militärkirchengemeinde überdacht werden. Zurzeit werden mit den Landeskirchen
Gespräche über die Zukunft der noch verbliebenen Militärkirchengemeinden in
Munster und Augustdorf geführt. Die Militärkirchengemeinde Sigmaringen wird zum 1.
Dezember 2013 in die Stadtkirchengemeinde Sigmaringen integriert werden.
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II. Besuche
Zum Kennenlernen und zur Stärkung der Arbeit vor Ort besuchte ich unter anderem:
- den Laurentiuskonvent in Wetzlar (Oktober 2012): Im Mittelpunkt der Begegnung
standen der Austausch mit Mitgliedern des Konvents und von Church and Peace über
friedensethische Positionen sowie eine Podiumsdiskussion über die Umsetzung des
gerechten Friedens (Veranstalter: Arbeitskreis Frieden im Kirchenkreis Braunfels und
Gesellschaft für Wehr-und Sicherheitspolitik e.V.).
- das Karrierecenter der Bundeswehr in Berlin (November 2012): Seit der Aussetzung
der Wehrpflicht 2011 muss die Bundeswehr um Freiwillige werben. Die Werbung
um und die Eignung von Kandidatinnen und Kandidaten wurde in der Öffentlichkeit kritisch
hinterfragt. Um mir einen eigenen Eindruck über die Grundsätze der Werbung
und die Eignungsprüfung zu verschaffen, besuchte ich das Karrierecenter der Bundeswehr
in Berlin. Dabei konnte ich an einem Gespräch teilnehmen, in dem die charakterliche
Eignung des Bewerbers überprüft und eine der Qualifikation entsprechende
Laufbahnempfehlung gegeben wurde.
- den Standort Sondershausen (Januar 2013): In Verbindung mit der Einführung einer
Militärpfarrerin besuchte ich die Karl-Günther-Kaserne in Sondershausen (Militärdekanat
Erfurt, jetzt Berlin); zum Militärpfarramt gehören neben Sondershausen die Standorte
Bad Frankenhausen, Blankenburg und Mühlhausen. Dabei informierte ich mich
über die Situation der Soldatinnen und Soldaten während des Einsatzes in Afghanistan
und über die ökumenische Zusammenarbeit in der Militärseelsorge.
- das Zentrum Innere Führung in Koblenz (Februar 2013): Zusammen mit dem Friedensbeauftragten
des Rates der EKD besuchte ich das Zentrum Innere Führung, um
dort einen ersten Dialog zwischen Jugendoffizieren und Mitarbeitenden des Projektes
„Friedensbildung, Bundeswehr und Schule“ zu begleiten (s. u.).
- die Kosovo Force – KFOR (Karwoche 2013): Angesichts der geringen Beachtung
durch die deutsche Öffentlichkeit kommt der KFOR-Einsatz vielen Soldaten als „vergessener
Einsatz“ vor. In der Karwoche besuchte ich alle deutschen Kontingente im
Kosovo und feierte mit den Soldatinnen und Soldaten Gottesdienst. Darüber hinaus erfuhr
ich im Gespräch mit dem serbisch-orthodoxen und dem römisch-katholischen Bischof
sowie dem Großmufti, dass die internationale militärische Präsenz weiterhin
langfristig für notwendig gehalten wird.
III. Akzente
a) Seelsorge
- Einsatzbegleitung: 2013 war ein Jahr besonders intensiver Einsatzbegleitung. Neue
Einsätze in der Türkei und in Mali stellten eine besondere Herausforderung dar. Diese
lag zum einen in der relativ kurzen Vorlaufzeit für die organisatorische Planung und die
Ausbildung der Militärgeistlichen, zum andern in der Notwendigkeit zusätzlicher Vertretungen
für die im Auslandseinsatz befindlichen Pfarrerinnen und Pfarrer. Darüber hinaus
wirft der bevorstehende Abzug von Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan im Kirchenamt
für die Bundeswehr organisatorische Fragen auf. Von seelsorgerlicher Bedeutung
ist die bange Anfrage vieler Soldatinnen und Soldaten, ob der Einsatz und die
damit verbundenen Opfer sinnvoll waren. So bleibt der Bedarf an Seelsorge und Beratung,
Gottesdiensten und Begleitung weiterhin hoch. Die selbstverständliche Präsenz
der Militärseelsorge in den Einsätzen führt zu einer immer noch wachsenden Erwartung
und Inanspruchnahme in allen Lebensbereichen. Von den vielen persönlichen und
familiären Belastungen und Überlastungen, die die Soldatinnen und Soldaten in den
Einsätzen erleben – und nicht selten auch schon in die Einsätze mitbringen –, haben
unsere Pfarrerinnen und Pfarrer ein hohes Maß mitzutragen. Das gilt in besonderer
Weise, wenn während des Einsatzes zu Hause in Deutschland Standortentscheidungen
fallen, die für die Soldaten und ihre Familien unter Umständen einschneidende
Veränderungen bedeuten.
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- Einsatznachbereitung: Wer sich der seelsorgerlichen Begleitung der Soldatinnen und
Soldaten im Einsatz widmet, bedarf selbst der Begleitung. Die Seelsorge in der Bundeswehr
bietet den Einsatzpfarrerinnen und -pfarrern Einsatznachbereitungsseminare
und darüber hinaus eine längerfristige persönliche Supervision an. Die rasante Entwicklung
der Bundeswehr zur Einsatzarmee hat dazu geführt, dass auf Seiten der
Seelsorge in der Bundeswehr die organisatorische und personelle Belastungsgrenze
erreicht ist.
- Rückkehrer-Projekt: Im Jahr 2012 wurde das auf fünf Jahre angelegte Rückkehrer-
Projekt gestartet. Im ersten Jahr lag der Arbeitsschwerpunkt neben der Hinterbliebenenarbeit
auf dem Aufbau von Angeboten für psychisch belastete und verwundete Soldatinnen
und Soldaten. 2013 stand die Begleitung „durchschnittlich“ belasteter Einsatzrückkehrer
und ihrer Familien im Mittelpunkt. In dem Projekt arbeiten Seelsorge, Medizin,
Psychologie und Sozialarbeit eng zusammen. Zur Vernetzung der Arbeit wurde
Kontakt mit anderen unterstützenden Institutionen, insbesondere aus dem Bereich der
Bundeswehr, hergestellt und befördert. Ein Runder Tisch mit verschiedenen Akteuren
wurde inzwischen als Beirat des Rückkehrer-Projektes etabliert. In ihn wurden neben
Vertretern der Bundeswehr auch solche der Polizeiseelsorge und ein Vertreter der
Evangelischen Konferenz für Familien und Lebensberatung berufen. Im nächsten
Schritt soll der Kontakt mit den Beratungsinstitutionen der Landeskirchen gesucht werden,
um die Projektaktivitäten in den zivilen Bereich auszuweiten. Da Vertreter solventer
Institutionen und Einzelpersonen signalisierten, sich an der künftigen Finanzierung
des Projektes beteiligen zu wollen, wird eine Stiftung für die Evangelische Seelsorge in
der Bundeswehr gegründet werden.
- Trauerfeier: Im Mai des Jahres starb ein Soldat des Kommandos Spezialkräfte (KSK)
nach einem Gefecht. Wegen des besonderen Status der Mitglieder des KSK fand keine
öffentliche Trauerfeier statt. Militärgeistliche begleiteten die Angehörigen und die Kameraden
des gefallenen Soldaten in Deutschland und in Afghanistan seelsorgerlich.
b) Verkündigung
- LebensrhYthmen: Nach der Beratung des Entwurfs durch die Kompetenzzentren der
EKD für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst (Hildesheim) und Mission in der Region
(Dortmund) sowie durch die Kirchenkonferenz und den Rat der EKD wurde das neue
Evangelische Gesang- und Gebetbuch für Soldatinnen und Soldaten feierlich in Gebrauch
genommen. Damit ging ein fünfjähriger Prozess der Erarbeitung durch Militärgeistliche,
Soldaten und Kirchenmusiker zu Ende. Nach einigen Monaten der Erprobung
in den Militärpfarrämtern lässt sich sagen, dass das Konzept der Mischung von
klassischem und neuem Liedgut, der Einbeziehung von weltlichen Liedern und der Andachten
zu Beginn eines jeden Kapitels zustimmend aufgenommen worden ist.
- Kirchentag: Die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr beteiligte sich am 34.
Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg unter anderem mit einer Koje auf
dem Markt der Möglichkeiten, einem Gottesdienst auf dem Messegelände, zahlreichen
Gesprächen zu Themen der Soldatenseelsorge sowie einem Stand am Abend der Begegnung.
Letzterer wurde auch vom Bundespräsidenten besucht. Zahlreiche Soldatinnen
und Soldaten nahmen das Angebot an, im Rahmen von Rüstzeiten am Kirchentag
teilzunehmen.
- Zentrale öffentliche Trauerfeiern: Die katholische und die evangelische Militärseelsorge
verantworten gemeinsam mit der Bundeswehr die zentralen öffentlichen Trauerfeiern
für gefallene Soldatinnen und Soldaten. Im Auftrag der Kirchenkonferenz und unter
Federführung des EKD-Zentrums für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst (Hildesheim)
analysierte und bewertete eine Arbeitsgruppe unter theologischen und dramaturgischen
Gesichtspunkten die Trauerfeier von 2010 in Detmold. Im Dezember 2012
diskutierte die Kirchenkonferenz die Ergebnisse und bat die Landeskirchen, ihre Gemeinden
zu ermutigen, für die Ausrichtung von Trauerfeiern zur Verfügung zu stehen.
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In diesem Zusammenhang habe ich eine Handreichung für Kirchengemeinden erarbeiten
lassen, die über die Durchführung von zentralen Trauerfeiern informiert. In einer
Landeskirche löste diese Handreichung Unruhe aus, weil die Information, dass die
Bundeswehr in der Regel um die Übertragung des Hausrechts bittet, als Verfügung
missverstanden und inhaltlich kritisch betrachtet wurde. Ich habe diese Kritik zum Anlass
genommen, das Bundesministerium der Verteidigung noch einmal um eine präzise
Auskunft darüber zu bitten, ob und gegebenenfalls in welchen Umfängen es notwendig
erscheint, dass rechtliche Befugnisse an die Bundeswehr übertragen werden. Zugleich
habe ich das Kirchenrechtliche Institut der EKD in Göttingen um eine Begutachtung
aus seiner Sicht gebeten.
c) Friedensethik
Die Beschäftigung mit friedensethischen Fragen ist eine Kernaufgabe der Militärseelsorge,
denn sie erwächst aus der Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten.
- Diskursprojekt „… dem Frieden der Welt zu dienen“: Die evangelische Seelsorge in
der Bundeswehr denkt angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen
über Rolle und Auftrag der Bundeswehr nach. Rolle und Auftrag der Bundeswehr
können aber nur auf dem Hintergrund eines friedensethischen und sicherheitspolitischen
Gesamtkonzeptes beschrieben werden, das es bis heute nicht gibt.
Das Diskursprojekt der Evangelischen Akademien in Deutschland „… dem Frieden der
Welt zu dienen“ möchte dazu beitragen, dass Eckpunkte für ein solches Gesamtkonzept
beschrieben werden. Seit September letzten Jahres finden bundesweit Veranstaltungen
in verschiedenen Formaten statt, in denen Meinungsführer miteinander ins Gespräch
gebracht werden. Die evangelische Militärseelsorge ist an der inhaltlichen Vorbereitung
des Projekts und an seiner Finanzierung beteiligt.
- Arbeitsgemeinschaft Ethische Bildung in den Streitkräften: Als evangelischer Militärbischof
habe ich in den vergangenen zwölf Monaten auf verschiedenen Ebenen und
in unterschiedlichen Veranstaltungen zu aktuellen Herausforderungen deutscher Außen-
und Sicherheitspolitik Stellung genommen und dabei an das Leitbild des gerechten
Friedens mit seiner Ethik der rechtserhaltenden Gewalt erinnert. Eine wichtige Unterstützung
waren dabei die Gespräche, die innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Ethische
Bildung in den Streitkräften (AEBIS) geführt wurden. Gegenstand der Diskussion
waren insbesondere die Bedeutung der Kriterien der Ethik rechtserhaltender Gewalt
für die ethische Beurteilung militärischer Einsätze, das UN-Konzept der
Responsibility to Protect und die Entwicklung eines christlich fundierten Leitbildes für
den Soldatenberuf.
- Projekt „Friedensbildung, Bundeswehr und Schule“: Auf Anregung der Konferenz
für Friedensarbeit im Raum der EKD unterstützt die Evangelische Seelsorge in der
Bundeswehr aus Kirchensteuermitteln von Soldatinnen und Soldaten das Projekt „Friedensbildung,
Bundeswehr und Schule“. Sie will damit einen Beitrag zur Versöhnung
zwischen den verschiedenen an der friedensethischen und sicherheitspolitischen Bildung
beteiligten Akteuren leisten. Die Mitfinanzierung geschieht unter der Voraussetzung,
dass das Projekt dialogorientiert ist. Im Idealfall könnte es zu gemeinsamen Unterrichtsbesuchen
von Jugendoffizieren und zivilen Friedensreferenten kommen, damit
diese gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die unterschiedlichen sicherheitspolitischen
und friedensethischen Fragestellungen diskutieren. In der ersten Phase der
Durchführung des Projektes gab es Irritationen, weil Vertreter der Trägervereine unabsichtlich
den Eindruck erweckten, das Projekt sei gegen die Bundeswehr und die Seelsorge
in der Bundeswehr gerichtet. Inzwischen wurden diese Irritationen ausgeräumt,
und es konnte ein erstes Gespräch zwischen den Trägern des Projektes und Jugendoffizieren
stattfinden. An diesem Gespräch im Zentrum Innere Führung in Koblenz nahmen
auch der Friedensbeauftragte des Rates der EKD und ich selbst teil.
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- Sicherheitspolitischer Dialog: Der Verteidigungsminister lud den katholischen und
den evangelischen Militärbischof zum zweiten Sicherheitspolitischen Dialog mit den
Kirchen mit dem Thema „Schutzverantwortung versus Schutz der Soldaten – ethische
Dimensionen aktueller sicherheitspolitischer Entwicklungen“ ein. Dabei ging es um das
Konzept der internationalen Schutzverantwortung (Responsibility to Protect) und um
den Einsatz bewaffneter Drohnen. Letztere werfen ethische Fragen auf, die einer weiteren
intensiven Debatte bedürfen.
In dem Gesang- und Gebetbuch „LebensrhYthmen“ heißt es: Menschsein heißt unterwegs
zu sein, das lehrt uns unsere Lebenserfahrung. Im Auftrag der Kirche wird die Evangelische
Seelsorge in der Bundeswehr die Soldatinnen und Soldaten weiter auf ihrem Weg begleiten.
Berlin, 15. September 2013
Dr. Martin Dutzmann
Anlagen
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Anlage 1
Zuordnung aller Militärgeistlichen zu den Landeskirchen
Mit dem Stand vom 1. September 2013 wurden 97 Militärgeistliche von den nachstehend
aufgeführten Landeskirchen in den hauptamtlichen Dienst der ev. Militärseelsorge entsandt:
Landeskirche Anzahl
Evangelische Landeskirche Anhalts 0
Evangelische Landeskirche in Baden 3
Ev.-Luth. Kirche in Bayern 9
Ev.-Luth. Landeskirche in Braunschweig 2
Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 4
Bremische Evangelische Kirche 1
Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers 11*
Evangelische Kirche in Hessen - Nassau 1
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck 2
Lippische Landeskirche 3
Evangelische Kirche in Mitteldeutschland 5
Nordkirche 11
Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg 3
Evangelische Kirche der Pfalz 2
Evangelisch Reformierte Kirche 3
Evangelische Kirche im Rheinland 21
Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens 1
Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe 2
Evangelische Kirche von Westfalen 6
Evangelische Landeskirche in Württemberg 7
Gesamt 97
*Einschließlich eines Theologen, dessen Zuordnung zur Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
beabsichtigt ist.
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Anlage 2
Zusammenstellung der Einsatzgebiete, in denen Seelsorgerinnen und Seelsorger Soldatinnen
und Soldaten begleiten
Die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr versorgte im Verlauf des letzten Jahres kontinuierlich
in einem Vier-Monats-Rhythmus drei Militärpfarrer-Dienstposten in Afghanistan
und einen im Kosovo. Der Dienstposten in Feyzabad wurde wegen Auflösung des militärisch-
zivilen Provincial Reconstruction Teams ab September 2012 nicht mehr besetzt.
Die Bundeswehrkontingente bei UNIFIL (Beobachtermission der UN im Libanon) und ATALANTA
(multinationale Mission der EU am Horn von Afrika) sind mit je einem Pfarrer im
Wechsel mit der katholischen Militärseelsorge in Drei-Monats-Rhythmen besetzt.
Hinzugekommen sind im Berichtszeitraum drei neue Einsatzbereiche: Mali und Dakar (Ausbildungsmission
EUTM Mali und Unterstützungsmission MINUSMA), die Verstärkung der
Luftverteidigung der NATO an der türkisch-syrischen Grenze (Active Fence Turkey) sowie
der Logistische Umschlagspunkt (LUP) Trabzon, der allerdings formal nicht zu den mandatierten
Missionen gehört, weil er lediglich mit der Rückführung von ISAF-Material nach
Deutschland befasst ist.
ISAF ständig ein ev. Pfarrer in Mazar-e Sharif/Afghanistan (sowie ein kath. Pfarrer)
ISAF ständig nur ein ev. Pfarrer in Kabul/Afghanistan (mit Kandahar)
ISAF ständig ein ev. Pfarrer in Kunduz/Afghanistan (voraussichtlich bis November)
o Bis August 2013 war ebenfalls ein katholischer Seelsorger in der „Gottesburg“
tätig. Da der zweite Dienstposten vor allem für die Versorgung des OPNorth
eingerichtet wurde (offizielle Übergabe an die Afghanen am
15.06.2013), lief der katholische Dienstposten aus.
o Der ev. Pfarrer wird das Lager, das an die afghanischen Sicherheitskräfte
übergeben werden soll, voraussichtlich im Oktober verlassen.
KFOR ständig ein ev. Pfarrer im Feldlager Prizren/Kosovo (zugleich mit einem kath.
Geistlichen)
o Durch die Zuständigkeit für alle deutschen Soldaten im Kosovo besteht ein
hohes Reiseaufkommen.
o Zugleich Coordinating Chaplain für die Militärpfarrer für alle bei KFOR engagierten
Nationen (endet 9/2013, da zu diesem Zeitpunkt Italien die Verantwortung
übernimmt).
o Intensive seelsorgerliche Betreuung ist für eine derzeit dort präsente deutsche
Einsatzkompanie nötig.
EUFOR Bosnien und Herzegowina:
o Die deutsche Beteiligung an der EUFOR-Mission Althea endete im November
2012 und damit auch die besuchsweise Betreuung durch einen ev. Militärgeistlichen.
UNIFIL Seeraum vor dem Libanon und Zypern:.
o Trotz Verringerung der Einsatzstärke deutscher Soldaten ist die Mission auf
lange Sicht angelegt.
o Seelsorgerliche Begleitung ist seit vielen Monaten besonders wegen der
letztlich auf die Situation in Syrien zurückgehenden angespannten Sicherheitslage
dringlich. Dies gilt insbesondere für die deutschen Bundeswehrangehörigen,
die aufgrund eines Ausbildungsauftrages in Beirut stationiert sind.
o Seit 01.08.2013 evangelisch begleitet.
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EU NAVFOR ATALANTA Seeraum vor dem Horn von Afrika – Schutz der Schiffe des
Welternährungsprogramms und Antipirateriemission
o Im Wechsel mit der katholischen Seelsorge begleiten Pfarrer die eingesetzten
Fregatten, das Landkommando in Djibouti und die Beobachtungsflugzeuge
einschließlich der Bodencrews.
o Ab 01.11.2013 liegt die Betreuung wieder in evangelischer Hand.
EUTM MALI, DEUTSCHES KONTINGENT DAKAR UND MINUSMA
o Mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages vom 28.02.2013 wurden
deutsche Soldaten zu einer Ausbildungsmission nach Mali entsandt. Nach
einer militärischen Intervention Frankreichs und einem afrikanisch geführten
militärischen Eingreifen (AFISMA) beschloss der Deutsche Bundestag am
27.06.2013 die Entsendung bewaffneter Truppen. Derzeit befinden sich
deutsche Soldaten in Dakar (Senegal), Bamako (Mali) und Koulikoro (Mali).
o Die seelsorgerliche Versorgung in 4-6 Wochen dauernden Besuchsreisen
wird aus Gründen knapper Unterkünfte im Wechsel mit katholischer Militärseelsorge
und Truppenpsychologie durchgeführt.
AFTUR (Active Fence Turkey in Karamanmarasch)
o Mit der auf Ersuchen der Türkei am 14.12.2012 vom Bundestag beschlossenen
Entsendung bewaffneter Truppen zur Verstärkung der Luftverteidigung
der NATO befinden sich derzeit knapp 300 Soldatinnen und Soldaten in
Karamanmarasch an der Grenze zu Syrien.
o Wegen mangelnder Kapazität an Unterkünften und Arbeitsräumen finden
Besuche im Wechsel zwischen 2 und 6 Wochen mit der katholischen Militärseelsorge
und der Truppenpsychologie statt.
LUP Trabzon
o Der logistische Umschlagspunkt Trabzon dient der Rückführung des Materials
des ISAF-Einsatzes, der in seiner bisherigen Form 2014 enden soll.
o Da die Logistik eine enge Anbindung an den Standort Boostedt hat, macht
der dortige evangelische Pfarrer Besuche von ungefähr einer Woche Dauer.
Die katholische Militärseelsorge versorgt den Standort durch einen nebenamtlichen
Militärseelsorger von Istanbul aus.
o Schwerpunkte der Versorgung durch die Militärseelsorge sind Gespräche
und gemeinsame Gottesdienste.