"Stellungnahme des Forum Friedensethik zum friedensethischen Positionspapier der Evangelischen Landeskirche in Baden vom 24. April 2013"
Quelle: "FFE Rundbrief, November 2013, FORUM FRIEDENSETHIK in der Evangelischen Landeskirche in Baden", Seite 24f (Redaktion: Dr. Dirk-M. Harmsen, Bertha-von-Suttner-Str. 3a, 76139 Karlsruhe)
"Zur Rolle der Militärseelsorge im Beratungsprozess
Ergreift die Kirche eindeutig Partei für eine zivile, gewaltfreie Sicherheitspolitik, wird das erhebliche Konsequenzen für die Militärseelsorge haben. Es kann dann keine Gelegenheiten mehr geben, von den in Afghanistan oder anderswo betreuten Soldaten zu sagen, sich brächten Licht hin, wo Dunkel herrscht, und „Gottesburgen“, in denen deutsche Soldaten Gottesdienste feiern, wird es nicht mehr geben können. Diese Probleme hat die Militärseelsorge noch nicht. Wir aber haben ein Problem mit dem Selbstverständnis, das im vorliegenden Beitrag der Militärseelsorge zum Ausdruck kommt. Emphatisch wird der im Positionspapier ausgesprochenen Forderung einer Unterscheidung von staatlichem und kirchlichem Handeln zugestimmt. Die praktische Arbeit der Militärseelsorge scheint aber gerade nicht von dieser Unterscheidung bestimmt zu sein. Seit der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik ist bei allen großen politischen Konflikten um Atomwaffen, Nachrüstung usw. nie eine eigenständige kritische, friedensethisch begründete Stimme der Militärseelsorge zu vernehmen gewesen. In all diesen Konflikten hat sie als Anwalt der jeweiligen Regierungspolitik in der Kirche agiert. Besonders bewegt hat uns die Geschichte des Major Pfaff. Dieser hatte sich aus Gewissensgründen geweigert, Befehle auszuführen, die auf eine Unterstützung des völkerrechtswidrigen Krieges der USA gegen den Irak hinausgelaufen wären. Er war mit Degradierung bestraft worden. Das Bundesverwaltungsgericht hat ihm dann mit einem Urteil seine Gewissensentscheidung bestätigt, ihn freigesprochen und rehabilitiert. Dieses wegweisende Urteil ist von der Militärseelsorge, die ja die Gewissen schärfen will, nirgendwo ernsthaft aufgegriffen worden. Das Forum Friedensethik hat versucht, darüber mit der Leitungsebene der Militärseelsorge ins Gespräch zu kommen. Wir sind dabei gescheitert. In einer Zeitschrift der Militärseelsorge, die uns zugesandt wurde, wurde eine Stellungnahme veröffentlicht, die bezeichnenderweise von dem Ministerialbeamten stammte, der die neutralisierende Sprachregelung der Bundeswehrführung zum Urteil formuliert hatte. Unser Vertrauen in das Differenzierungsvermögen der Militärseelsorge ist beschädigt. Ihren Beitrag zu hören, ohne dass diese Frage geklärt wird, fällt uns schwer."